Unsere Zivilisation hat ihre Werte erfolgreich verteidigt gegen ein paar renitente Jugendliche, die aus angeblich religiösen oder kulturellen Gründen ihren Lehrerinnen den Handschlag verweigerten. Doch nun bedroht die Pandemie die alte europäische Sitte viel vehementer. Manche Experten verbreiten zwar Zuversicht und versichern, nach dem Ende der Pest würden sich die alten Gewohnheiten schnell wieder durchsetzen. Wer wird darauf hoffen?
Ein Gespenst geht um in den Gazetten, das Gespenst des Native Advertising. Wie es sich für ein rechtes Gespenst gehört, kann man es manchmal sehen und manchmal nicht, und sein Name hat etwas Geheimnisvolles. Das Geheimnis enthüllt sich nicht einmal dann, wenn man den Namen übersetzt. Zwar sind die Bestandteile einfach: «native» heisst eingeboren, «advertising» bedeutet Werbung. Aber was, bitteschön, soll «eingeborene Werbung» sein? Das erschliesst sich auch Englischsprachigen nicht aus der Bezeichnung allein, sondern sogar im günstigsten Fall erst aus der Anschauung.
Da Werber ihr Tun ohnehin gern in englische Wörter kleiden, nehmen sie sich gar nicht erst die Mühe, ihr Lieblingskind der Stunde durch eine deutsche Bezeichnung zu entblössen. Denn die Rätselhaftigkeit hat System: Es geht darum, in Presse- oder Bildschirmmedien interessengesteuerte Texte unterzubringen, ohne dass sie als solche auffallen.